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Haus der Jugend 

EU-weiter offener, 2-stufiger anonymer GP- Realisierungswettbewerb „Haus der Jugend“, Wien – in Kooperation mit SPAZIOZERO und L-Bau-Engineering

Standort: Wien

Auftraggeber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien

Planungsdaten: Wettbewerbsbeitrag 2024

KONZEPT – „Klasse Terrasse“
Das Gebäude weist zur Straße hin eine geschlossene Bauweise auf, zum Park öffnet sich der Baukörper durch eine großzügige Terrassierung. Der Grünraum des Parks zieht sich über das Gebäude und bietet somit in jedem Geschoss zusätzliche divers bespielbare Freiflächen sowohl öffentlich, halböffentlich und privat. Die Architektur gliedert sich in das Grün des Parks ein und es entsteht eine grüne Oase inmitten des städtischen Umfelds.

ERSCHLIESSUNG
Der Haupteingang befindet sich an der Ecke Schmöllerlgasse/Plößlgasse und führt in das großzügige Foyer, welches alle Geschosse mit einer einladenden, zentralen Stiege verbindet. Zusätzliche gibt es zwei Fluchtstiegenhäuser. Das Café im Erdgeschoss ist ein Bindeglied zwischen Straße und Park und bietet auch parkseitig einen öffentlichen Eingang an. Ein weiterer barrierefreier Zugang zum Park wurde im Außenbereich von der Schmöllerlgasse zum Anton Benya Park geschaffen. Der Zugang von der Parkgarage erfolgt ebenso im Erdgeschoß und leitet in das Eingangsfoyer.
Über die Schmöllerlgasse erfolgt die Anlieferung für Catering sowie die Müllentsorgung. Der angrenzende Lastenlift führt direkt zu den Lagerräumlichkeiten und zum Restaurant.
Der Kindergarten hat einen separaten Eingang von der Schmöllerlgasse und funktioniert somit komplett eigenständig. Außerdem hat er einen privaten Außenbereich, welcher zum bestehenden, abgetrennten Spielplatz führt.

RAUMPROGRAMM
Das helle, offene Foyer ist das Kernelement und bietet Platz für Info- und Welcome Point, der Beratungslounge sowie den Beratungskojen. Die runde Form des Stiegenhauses spiegelt sich in Lichtkuppeln und Möbelstücken (Tresen, Kojen etc.) sowie Möbel im Außenbereich wieder. Der Portier ist im Foyer eingegliedert.
Die zwei großen Veranstaltungsräume befinden sich direkt angebunden an das Foyer im Erdgeschoss und im Untergeschoss. Beide Räume haben unterschiedliche Qualitäten. Der Veranstaltungsraum im EG kann an der Längsseite fast gänzlich zum Innenhof geöffnet werden. Der zweite im UG brilliert durch seine Höhe und den angeschlossenen Pausenbereich mit spannenden Sichtbeziehungen durch die runden Öffnungen ins Foyer. Durch die räumliche Nähe von Café und Veranstaltungsräumen können räumliche Synergien geschaffen werden.
Die weiteren Veranstaltungsräume, Maker Space und Medienräume für Jugendliche werden im 1. und 2. Obergeschoss angeordnet.
Das Restaurant befindet sich zentral im 3. Obergeschoss. Neben sonnigen Verabreichungsplätzen im Grünen ist hier außerdem ausreichend Platz für urban gardening/farming, einem hauseigenen Krätuergarten und oder Glashäuser. Gegenüberliegend zu den „Parkterrassen“ gibt es eine „Stadtterrasse“, die sich dem urbanen Raum Richtung Schmöllerlgasse/Plößlgasse öffnet.
Der Ausstellungsbereich erstreckt sich über das 3. und 4. Obergeschoss. Die Schulungsräumlichkeiten welche sich ebenso im 4. Obergeschoss befinden, können bei Bedarf an die Ausstellung angeschlossen werden. Zwei Terrassen im 4. Obergeschoss werden direkt den Workshopräumen zugeordnet und können dadurch private, grüne Oasen für Yoga, Sitzkreise, Gruppenarbeiten etc. sein. Die dritte Terrasse im OG 4 gilt als Pausenbereich für die Workshopteilnehmer als auch für die Ausstellungsbesucher, hier könnte man einen Schaugarten anlegen.
Der Kindergarten funktioniert komplett eigenständig durch den eigenen Eingang im OG1. Die vier Gruppenräume befindet sich im OG2 und werden zentral erschlossen. Der zentrale Gang, welcher eine offene Bibliothek, Atelier und Forscherbereich ist, führt ebenso auf die private Terrasse und führt weiters zum eignen Spielplatz. Durch eine interne Stiege kann der im Erdgeschoss liegende Bewegungsraum erreicht werden. Der Bewegungsraum ist vom Foyer, der Parkgarage und Park aus erreichbar.
Da sich die Büros in einem komplett eigenen Geschoss befinden, können diese vom Rest des Gebäudes abgeschlossen und der Zutritt gesichert werden. Die Dachterrasse ist der exklusive Außenbereich der Büros und bietet einen informellen Austausch mit Kolleg:innen, kurze Kaffeepause in der Sonne, Beobachten von Bienen und jede Menge Platz für intensive Begrünung.

NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit wurde nach den drei Aspekten des Nachhaltigkeitsdreieckes berücksichtigt:

Sozial
Das großzügige Foyer und das offene, zentrale Stiegenhaus sowie das Café im Erdgeschoss machen das “Haus der Jugend” zu einem einladenden Haus, wo Austausch und Vernetzung stattfinden kann. Das Café ist das verbindende Element zwischen Straße, Haus der Jugend und Park. Aneignungsmöglichkeiten von Jugendlichen können durch ausgewiesene „Graffiti-Wände“, „urban gardening“ und „urban farming“ gesetzt werden, wodurch die Nutzerakzeptanz gesteigert wird. Durch die offene, grüne Gestaltung zum Park hin werden Arbeitsplätze und Schulungsräumlichkeiten hell und freundlich.

Ökologie
Sowohl im Winter als auch im Sommer nutzt das Gebäude die unmittelbare Nähe zum Park. Die großzügige Verglasung an der Süd- und Westfassade erzielt passive solare Erträge im Winter welche das Gebäude zusätzlich erwärmen und erhellt die Räumlichkeiten mit Tageslicht. Im Sommer schützt die Bepflanzungen vor der Sonne und spendet angenehmen Schatten. Die großzügige Bepflanzung schafft ein Mikroklima welches ebenso Lebensraum für viele Tiere ist. Die Tiefenbohrungen im “Anton Benya Park” erzielen eine nachhaltige Heizung aber auch Kühlung für das Gebäude. Zusätzlich wird das offene Stiegenhaus zur nächtlichen, passiven Kühlung genutzt.

Ökonomie
An der oberste Dachfläche wird eine Photovoltaikanlage aufgestellt. Dadurch kann ein großer Anteil des Energieverbrauches eigenständig produziert werden. Im Innenraum werden Pflanzwände angebracht welche das Grauwasser des Gebäudes durch spezielle Pflanzen reinigen soll und welches wiederverwendet werden kann.

KONSTUKTION
Das Gebäude besteht aus einer Betongrundstruktur aus Fertigteilen, welche sich nach außen hin abzeichnet. Je nach der Funktion im Innenraum werden unterschiedliche Fassadenelemente, ob Vollverglasung, Parapet, Sitzbank oder geschlossenes Holzpaneel verwendet. Zusätzlich wird an den beiden Straßenfronten ein  Netz gespannt, das durch Pflanztröge als Rankgerüst genutzt wird. Durch die Verwendung von Fertigteilen ist eine Rückbaubarkeit möglich, verwendete ökologische Materialien können leicht getrennt wiederverwendet, entsorgt und/oder weitergenutzt werden.